Einleitung: Es hat sich gezeigt, dass das Sehen des menschlichen Körpers eine Schlüsselrolle bei der Erweckung sexuellen Verlangens spielt. Ob das visuelle Muster, das sexuelles Verlangen charakterisiert, bei Frauen und Männern unterschiedlich ist, ist jedoch noch unklar.
Ziel: Es sollte untersucht werden, wie sich das Geschlecht auf die visuellen Muster auswirkt, die durch einen identischen Satz von Reizen ausgelöst werden, die attraktive heterosexuelle Paare darstellen.
Methode: Heterosexuelle Frauen und Männer (n = 106) wurden in einer Bildbetrachtungsaufgabe getestet, die mit Eye-Tracking verbunden war. Der Kontext des sexuellen Begehrens wurde aktiviert, indem die Teilnehmer gefragt wurden, ob sie ein solches Begehren wahrnehmen, während sie sinnliche Bilder von heterosexuellen Paaren betrachten. Die Daten wurden mit Hilfe von Varianzanalysen mit gemischtem Subjektdesign analysiert.
Hauptergebnismaß: Fixationsdauern wurden verwendet, um visuelle Muster zu untersuchen. Es wurden 2 Bereiche von Interesse geschaffen, um visuelle Muster zu untersuchen (Gesicht vs. Körperbereich).
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer unabhängig von ihrem Geschlecht länger auf den Körper als auf das Gesicht fixiert waren. Außerdem schauten alle Teilnehmer länger auf den Körper von Frauen als auf den von Männern und auf die Gesichter des anderen Geschlechts.
Klinische Implikationen: Diese Ergebnisse werfen ein Licht auf die automatischen Prozesse, die dem sexuellen Verlangen zugrunde liegen, was das Potenzial hat, die Versorgung von Patienten mit sexuellen Störungen zu verbessern, indem die Interventionen optimiert werden.
Stärken & Einschränkungen: Die Stärken dieser Studie sind die Verwendung eines Eye-Tracking-Paradigmas, die Trennung zwischen zwei Fixationsbereichen (d.h. Gesicht und Körper) und die Verwendung eines identischen Satzes von Stimuli, die einen genauen Vergleich der visuellen Muster zwischen den Geschlechtern ermöglichen. Die Einschränkungen sind die geringe Stichprobengröße, die Verwendung gesunder heterosexueller Personen und das Fehlen von Messungen der sexuellen Erregung und der genitalen Reaktion.
Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse bestätigen den Zusammenhang zwischen dem menschlichen Körper und dem sexuellen Verlangen. Sie zeigen auch die einzigartige Attraktivität des weiblichen Körpers bei allen Geschlechtern auf. Bolmont M, Bianchi-Demicheli F, Boisgontier MP, et al. The Woman’s Body (Not the Man’s One) Is Used to Evaluate Sexual Desire: An Eye-Tracking Study of Automatic Visual Attention. J Sex Med 2019;16:195-202.