Kulturen auf der ganzen Welt werden immer mehr miteinander verbunden und die Geschäftswelt wird zunehmend global. Für Manager bedeutet dies, dass sie in der Lage sein sollten, mit einer Vielzahl von Menschen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zusammenzuarbeiten. Da die meisten Menschen jedoch so stark in ihrer eigenen Kultur verhaftet sind, erkennen sie oft nicht, wie diese ihre Denkmuster oder ihr Verhalten beeinflusst. Um dieses Problem zu lösen, schlagen die Forscher eine Art von Instrumenten oder Mechanismen vor, mit denen sich Länder auf kulturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede hin vergleichen lassen. Es wurde bereits eine Reihe von Versuchen unternommen, diese kulturellen Unterschiede grenzüberschreitend zu kombinieren (z. B. die GLOBE-Studie, die Kulturdimensionen von Trompenaars und die Kulturdimensionen von Hall). Der am häufigsten verwendete und bekannteste Rahmen für kulturelle Unterschiede sind jedoch die Kulturdimensionen von Geert Hofstede. Im Laufe der Jahre führte seine Studie zu sechs Kulturdimensionen, nach denen die Länder eingestuft werden können: Machtdistanz, Individualismus/Kollektivismus, Maskulinität/Femininität, Unsicherheitsvermeidung, langfristige/kurzfristige Orientierung und Zurückhaltung/Verwöhnung. Jede Dimension wird im Folgenden näher erläutert:

Abbildung 1: Hofstedes kulturelle Dimensionen

Machtdistanz

Diese Dimension drückt aus, inwieweit die weniger mächtigen Mitglieder einer Gesellschaft akzeptieren und erwarten, dass die Macht ungleich verteilt ist: Überzeugungen über die angemessene Verteilung der Macht in der Gesellschaft. Hier geht es im Wesentlichen darum, wie eine Gesellschaft mit Ungleichheiten zwischen Menschen umgeht. Menschen in Gesellschaften mit großer Machtdistanz akzeptieren eine hierarchische Ordnung, in der jeder seinen Platz hat und die keiner weiteren Rechtfertigung bedarf. In Gesellschaften mit geringer Machtdistanz bemühen sich die Menschen um eine gleichmäßige Verteilung der Macht und verlangen eine Rechtfertigung für Machtungleichheiten. China und Saudi-Arabien sind Länder mit einem hohen Machtdistanz-Index.

Individualismus

Bei der Dimension Individualismus/Kollektivismus geht es um die relative Bedeutung von Einzel- gegenüber Gruppeninteressen. Die hohe Seite dieser Dimension, Individualismus genannt, kann als Vorliebe für ein lockeres soziales Gefüge definiert werden, in dem der Einzelne nur für sich selbst und seine engsten Angehörigen sorgen soll. Das Gegenteil, der Kollektivismus, steht für eine Vorliebe für ein engmaschiges gesellschaftliches Gefüge, in dem der Einzelne erwarten kann, dass sich seine Verwandten oder die Mitglieder einer bestimmten Gruppe um ihn kümmern, und dafür bedingungslose Loyalität erhält. Die Position einer Gesellschaft in dieser Dimension spiegelt sich darin wider, ob das Selbstverständnis der Menschen als „ich“ oder „wir“ definiert ist. Die USA gelten als eines der individualistischsten Länder der Welt.

Maskulinität

Bei der Dimension Maskulinität/Feminität geht es darum, welche Werte in einer Gesellschaft als wichtiger angesehen werden. Die maskuline Seite dieser Dimension steht für eine Vorliebe der Gesellschaft für Leistung, Heldentum, Durchsetzungsvermögen und materielle Belohnungen für Erfolg. Die Gesellschaft als Ganzes ist wettbewerbsorientierter. Das Gegenteil, die Weiblichkeit, steht für eine Vorliebe für Kooperation, Bescheidenheit, Fürsorge für die Schwachen und Lebensqualität. Die Gesellschaft als Ganzes ist eher konsensorientiert. Im Unternehmenskontext wird Maskulinität versus Femininität manchmal auch als „harte versus zarte“ Kultur bezeichnet. Japan gilt als ein sehr maskulines Land, während skandinavische Länder wie Norwegen und Schweden als sehr feminin gelten.

Uncertainty Avoidance

Die Dimension Uncertainty Avoidance drückt aus, in welchem Maße sich die Mitglieder einer Gesellschaft mit Unsicherheit und Mehrdeutigkeit unwohl fühlen. Darüber hinaus werden ihre Auswirkungen auf die Regelsetzung berücksichtigt. Die grundlegende Frage ist hier, wie eine Gesellschaft mit der Tatsache umgeht, dass die Zukunft nie bekannt sein kann: Sollten wir versuchen, die Zukunft zu kontrollieren oder sie einfach geschehen lassen? Länder, die eine hohe Unsicherheitsvermeidung aufweisen, halten an starren Glaubens- und Verhaltenskodizes fest und sind intolerant gegenüber unorthodoxen Verhaltensweisen und Ideen. Diese Länder brauchen oft viele Regeln, um die Unsicherheit einzuschränken. Länder mit einem niedrigen Unsicherheitsvermeidungsindex pflegen eine entspanntere Haltung, in der die Praxis mehr zählt als die Prinzipien, Ambiguität wird akzeptiert und der Bedarf an Regeln zur Begrenzung der Unsicherheit ist minimal. Südamerikanische Länder wie Chile, Peru und Argentinien sind Länder mit einem hohen Grad an Unsicherheitsvermeidung.

Zeitorientierung

Jede Gesellschaft muss eine gewisse Verbindung zu ihrer eigenen Vergangenheit aufrechterhalten und sich gleichzeitig mit den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft auseinandersetzen. Gesellschaften setzen diese beiden existenziellen Ziele unterschiedlich hoch an. Länder, die auf dieser Dimension niedrige Werte aufweisen, ziehen es beispielsweise vor, altehrwürdige Traditionen und Normen zu bewahren, während sie gesellschaftlichen Veränderungen mit Argwohn begegnen. Sie sind vergangenheits- und gegenwartsorientiert und legen Wert auf Traditionen und soziale Verpflichtungen. Länder mit Kulturen, die auf dieser Dimension hohe Werte aufweisen, verfolgen dagegen einen pragmatischeren Ansatz: Sie sind zukunftsorientiert und fördern Sparsamkeit und Bemühungen um eine moderne Bildung als Vorbereitung auf die Zukunft. Asiatische Länder wie China und Japan sind für ihre langfristige Orientierung bekannt. Marokko ist ein kurzfristig orientiertes Land.

Verwöhnung

Die Dimension Verwöhnung ist eine relativ neue Dimension des Modells. Diese Dimension ist definiert als das Ausmaß, in dem Menschen versuchen, ihre Wünsche und Impulse zu kontrollieren, basierend auf der Art, wie sie erzogen wurden. Relativ schwache Kontrolle wird als Nachsicht bezeichnet, relativ starke Kontrolle als Zurückhaltung. Kulturen können daher als nachgiebig oder zurückhaltend beschrieben werden. Nachsicht steht für eine Gesellschaft, die eine relativ freie Befriedigung grundlegender und natürlicher menschlicher Triebe erlaubt, die mit Lebensfreude und Spaß zu tun haben. Zurückhaltung steht für eine Gesellschaft, die die Bedürfnisbefriedigung unterdrückt und durch strenge soziale Normen reguliert.

Abbildung 2: Hofstede’s Cultural Dimensions Framework

Weiterführende Literatur:

  • Hofstede, G. (2001). Culture’s Consequences: Comparing Values, Behaviors, Institutions, and Organizations Across Nations. Second Edition, Thousand Oaks CA: Sage Publications.
  • Steers, R.M. et al. (2013). Management Across Cultures: Developing Global Competencies. Cambridge University Press.
  • Geert Hofstede Country Comparison Tool: https://www.hofstede-insights.com/product/compare-countries/

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