DISKUSSION
Wenn ein Säugling eine schwere Zyanose aufweist, die nicht mit Atemnot einhergeht, sollte immer eine Methämoglobinämie vermutet werden. Kinder mit Methämoglobinämie haben eine auffällige lavendelfarbene Färbung. Das Blut aus den Fersenstäbchen ist schokoladenbraun und färbt sich nicht rosa, wenn es der Raumluft ausgesetzt wird. Werden keine Zyanidspiegel bestimmt, sind Lethargie, Erbrechen, Krampfanfälle und das Fehlen einer normalen Hämoglobinentsättigung im venösen Blut Hinweise auf eine Zyanidtoxizität. Die Diagnose kann durch Ausschluss anderer Ursachen für die Zyanose und durch eine spektrophotometrische Analyse des Blutes auf Methämoglobin bestätigt werden. Wenn der Methämoglobinwert 70 % oder mehr erreicht, kollabiert der Patient und wird komatös, möglicherweise stirbt er. Eine Therapie mit Methylenblau führt zu einer raschen Linderung. Die Behandlung mit Methylenblau kann durch zugrundeliegende Enzymmängel, einschließlich Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel, erschwert werden. Gesundheitsdienstleister sollten die potenziell hochtoxischen acetonitrilhaltigen Kosmetika, insbesondere falsche Fingernagelentferner, nicht mit den weniger toxischen acetonhaltigen Nagellackentfernern verwechseln. Diese potenzielle Verwechslung zwischen Aceton- und Acetonitril-Vergiftungen wird durch die anfängliche Ähnlichkeit ihrer frühen Symptome, einschließlich Erbrechen, Lethargie, undeutliche Sprache, Ataxie, Stupor, Koma und Atemdepression, noch verstärkt. Verzögertes Erbrechen ist zwar in der Regel kein wichtiger klinischer Indikator für die meisten Fälle von Zyanidvergiftungen, kann aber wichtig sein, um Gesundheitsdienstleister auf Acetonitril-Toxizität bei exponierten Kindern aufmerksam zu machen. Erbrechen kann jedoch viele Ursachen haben und ist für sich genommen nicht ausreichend, um die Verabreichung eines Cyanid-Antidots vorzuschreiben, wenn keine anderen Hinweise auf eine Cyanid-Toxizität aus der Anamnese und klinischen Laboruntersuchungen vorliegen. In einigen Fällen von Nagellackvergiftungen ist ein plötzlicher Tod möglich. Der medizinische Betreuer misst und überwacht die Vitalparameter des Patienten, einschließlich Temperatur, Puls, Atemfrequenz und Blutdruck. Der Patient kann Aktivkohle erhalten, wenn er unmittelbar nach dem Verschlucken des Giftes eintrifft, sowie eine Magenspülung und, falls erforderlich, Sauerstoff. Die Person überlebt mehr als 48 Stunden; die Heilungschancen sind gut.
Wir möchten auf die potenzielle Toxizität von acetonhaltigen Nagellackentfernern und die Notwendigkeit einer angemessenen Kennzeichnung der Produktverpackungen aufmerksam machen. Da alternative Produkte verfügbar sind, sollten diese Produkte vom Markt genommen werden. Der Kinderarzt sollte mit dieser klinischen Situation gut vertraut sein.